Wanda Marasco "Am Hügel von Capodimonte"

Ein Roman, der in Neapel spielt und die Atmosphäre dieser Stadt am Vesuv treffend wiedergibt. Dies geschieht, indem wir die Protagonisten auf ihren Wegen durch die Stadt begleiten.

Die Ausgangssituation ist der Tod von Vincenzina Umbriello, der von ihrer Tochter Rosa Maiorana begleitet wird. Rosa spricht eindringlich auf ihre Mutter ein, sie möchte ihre Mutter besser verstehen können und herausfinden, welche Ereignisse und Erlebnisse sie geprägt haben. Sie ringt darum, ihrer Mutter näher zu kommen, und ihre Erzählung ist durchmischt von ihren eigenen Fantasien.

Vincenzina Umbriello kommt aus ärmlichen Verhältnissen und lernt Rafele Maiorana kennen, der aus einer höher gestellten Familie stammt und sich in die schöne Vincenzina verliebt. Rafele heiratet Vincenzina, obwohl seine Familie sie als Schwiegertochter vehement ablehnt.

Das Paar bezieht eine kleine Wohnung, hier wächst auch Rosa mit ihren drei Geschwistern auf. Es ist ein bescheidenes Leben, vorwiegend von Armut, Leid, Niederlagen und Demütigungen bestimmt. Die Menschen sind gezeichnet von Enttäuschungen, aber auch von Missgunst, Eifersucht, Rache und Hass.

Als Rafele krank wird, verschuldet sich Vincenzina, um die nötigen Medikamente zu kaufen, und schließlich – nach seinem Tod – beginnt sie selbst Geld zu verleihen. Dabei muss ihr Rosa helfen, weil sie rechnen und Aufzeichnungen führen kann.

Auffallend in diesem Roman ist die Beschreibung der Frauen als diejenigen, die keine passiven Opfer sind, sondern genügend Kraft besitzen, um Veränderungen herbeizuführen. Die wenigen Männer werden als schwach, entscheidungsunfähig und auch charakterlich fragwürdig dargestellt.

Wanda Marasco verwendet häufig sprachlich schöne, fast poetisch anmutende Bilder, um äußeres und inneres Geschehen zu beschreiben. Manchmal reiht sie jedoch Bild an Bild, so dass der Eindruck einer künstlichen, konstruierten Sprache entsteht, was sich ungünstig auf den Fluss der Erzählung auswirkt.

Prof. Münzer-Jordan

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