Valerie Fritsch "Herzklappen von Johnson & Johnson"

In ihrem Roman “Herzklappen von Johnson & Johnson“ erzählt die Autorin von Schmerz und Schuld, von deren Weitergabe an nachfolgende Generationen und von der Befreiung einer jungen Frau von der Last ihrer Familiengeschichte.

Alma ist die Hauptfigur des Buches. Sie wächst in einer wohlhabenden Familie mit ihren Eltern und Großeltern auf. Alma fühlt sich oft einsam, in der Familie herrscht bedrückende Sprachlosigkeit, die vor allem vom Großvater ausgeht, der als Soldat im Krieg schuldig geworden ist und lange in Kasachstan in Gefangenschaft war.

Als erwachsene Frau heiratet Alma den wesentlich älteren Fotoreporter Friedrich. Sie haben einen Sohn, Emil. Emil kann keinen Schmerz empfinden, die Folgen sind häufige Verletzungen, Knochenbrüche und Almas ständige Angst um dieses Kind.

Es scheint, als gäbe es zwischen Emils Unfähigkeit, Schmerz zu empfinden, und der Unfähigkeit der Familienmitglieder, Trauer und Schmerz zuzulassen, einen Zusammenhang. Dieser unterdrückte Schmerz strahlt auf die nächstfolgende Generation aus.

Schließlich machen Alma, Friedrich und Emil eine Reise nach Kasachstan, weil Alma an die Orte will, wo ihr Großvater gefangen war und wo seine Schuld entstanden ist. Sie hofft endlich Antworten und Ruhe zu finden. Diese Reise nimmt einen großen Teil des Buches in Anspruch.

Valerie Fritschs Sprache ist präzise, voll von Bildern und Metaphern. Sie enthält beeindruckende Beschreibungen von inneren und äußeren Vorgängen der Protagonisten. Es ist eine sehr kunstfertige Sprache, mit der Gefahr, dass sie – die Sprache selbst – zur Hauptprotagonistin wird.

Sprachlich beeindruckend!

Sehr lesenswert!

Prof. Münzer-Jordan

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