Michel Jean "Kukum"

Der Autor Michel Jean ist Innu, Angehöriger einer Gruppe nordamerikanischer Indianer, aus Quebec in Kanada. Er hat Geschichte und Soziologie studiert und arbeitet als Journalist. Er hat sieben Romane verfasst und zählt zu den wichtigsten indigenen Autoren Quebecs.

„Kukum“ ist die Geschichte von Almanda, der Urgroßmutter des Autors. Sie lebt als Waise mit ihrer Tante und ihrem Onkel. Als sie fünfzehn ist, lernt sie Thomas, einen jungen Innu, kennen. Sie verlieben sich, heiraten und Almanda schließt sich dem Nomadenstamm von Thomas an. Seine Familie besteht aus seinem Vater Malek, seinem Bruder Daniel und seinen Schwestern Christine und Marie. Jeder hat ein eigenes Zelt, im Sommer an einem See, von dem sie im Herbst zum Winterlager in den Bergen ziehen. Es ist ein hartes Leben, das nur durch Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe gemeistert werden kann.

Almanda lernt die Sprache der Innu und findet ihren Platz im Familiengefüge. Sie wird Mutter von neun Kindern, denen sie Schreiben, Lesen und Rechnen beibringt, und sie sorgt dafür, dass sie eine Schule besuchen.

Der Autor beschreibt - neben dem Leben seiner Urgroßmutter – auch, wie die Nomadenvölker zu einer anderen Lebensweise, zur Sesshaftigkeit gezwungen werden, wie ihre Umwelt zerstört und sie in Reservate gesperrt werden. Dort führen sie ein Leben ohne Zukunftsperspektive, geprägt von Gewalt, Alkohol und Drogenkonsum.

„Kukum“ ist ein spannendes, bewegendes Buch. Almandas Fähigkeit zur Anpassung und die tiefe Verbundenheit mit ihrem Mann Thomas sind beeindruckend.

Die Folgen des Vorgehens der Regierung gegen die Innu sind erschütternd und werden erst seit einiger Zeit – unter anderem in Büchern wie diesem – dargestellt und aufgearbeitet.

Interessant, lesenswert!

Prof. Münzer-Jordan

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