Jane Gardam „Mädchen auf den Felsen“

Die Autorin, eine anerkannte englische Schriftstellerin, wurde 1928 geboren. Sie lebt in East Kent. Jane Gardam wurde mehrfach ausgezeichnet, im deutschsprachigen Raum wurde sie erst spät bekannt. 1978 wurde der Roman „God on the Rocks“ veröffentlicht, der nun auch in deutscher Sprache als „Mädchen auf den Felsen“ erschienen ist.

Dieser Roman zeichnet ein Gesellschaftsbild der 30er Jahre, bestimmt durch die Nachwirkungen des Ersten Weltkrieges und den nicht veränderbaren Klassenschranken sowie starren Religionsvorschriften.

Erzählt wird die Geschichte von Margaret und ihrer Familie. Margarets Mutter hat ihr zweites Kind geboren und damit Margaret sich nicht vernachlässigt fühlt, darf sie jede Woche einmal mit dem Dienstmädchen Lydia einen Ausflug machen.

Margarets Vater ist Prediger und wie auch die Mutter Mitglied einer Sekte, die „Gemeinschaft der Saints“ heißt und alle weltlichen Vergnügungen verurteilt. Ihr Vater ist streng gläubig, er ist geistig unbeweglich und folgt Bibelzitaten. Margaret hat früh diese Bibelzitate lernen müssen, aber nun verwendet sie diese auch, um ihrem Vater das Gegenteil seiner Überzeugungen zu beweisen. Sie hat das Gebot, nicht zu denken, nicht befolgt.

Margarets Mutter ist als Ziehtochter einer wohlhabenden Familie aufgewachsen, musste aber, als Charles, der Sohn der Familie, sie heiraten wollte, deren Haus verlassen. Als zweite Wahl heiratete sie Margarets Vater, weil er ihr Sicherheit bot.

Auf ihren Ausflügen kommen Margaret und das Dienstmädchen Lydia zu einem alten, riesigen Landhaus. Es ist ein Altersheim für Künstler und auch eine psychiatrische Station ist dort untergebracht. Während Lydia, eine lebenslustige, sinnliche junge Frau, sich mit dem Gärtner im Gebüsch vergnügt, ist Margaret sich selbst, ihren Erkundungen und ihren Träumen überlassen.

Aber Lydia treibt es nicht nur mit dem Gärtner, es gelingt ihr auch, Margarets Vater zu verführen. Die Mutter verlässt ihn, der für sie ohnehin zu starr und lebensfeindlich war. Der Vater kommt bei dem Versuch, Margaret aus einer dramatischen Situation zu retten, ums Leben.

Viele Jahre später treffen wir Margaret wieder und auch Lydia. Margaret ist eine unsichere, in sich gekehrte junge Frau geworden und jetzt kann manches von den alten Geschehnissen aufgeklärt werden.

Jane Gardam ist eine großartige Erzählerin, ihre Beschreibungen von Menschen und Landschaften sind lebendig, einfühlsam und oft voll feiner Ironie.“ Mädchen auf den Felsen“ erzählt auf unterhaltsame und doch auch tiefgründige Weise von Liebe, Lust, Gewalt und Glaube.

Sehr lesenswert!!!

Prof. Münzer-Jordan

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