Roland Schimmelpfennig "An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts"

Der Autor Roland Schimmelpfennig ist ein bekannter Dramatiker. Dies ist sein erster Roman, der für den Leipziger Buchpreis nominiert war.

Die Erzählung beginnt mit einem Wolf, der die Grenze von Polen nach Deutschland überschreitet. Auf der Suche nach Futter nähert er sich der Großstadt Berlin. Es ist ein einsamer Wolf (ohne Rudel) und es sind durchwegs einsame Menschen, die seinen Weg kreuzen.

Der Wolf und Berlin bilden den Mittelpunkt der Erzählung, um den sich die Schicksale verschiedener Menschen anordnen. Da geht es um den polnischen Arbeiter Tomasz und seine Freundin Agnieszka, um den Jungen und das Mädchen, die von Zuhause weglaufen, um die Eltern der beiden Jugendlichen, um ein Paar, das einen Kiosk betreibt, und weitere Personen.

Zwischen diesen Menschen kommt es zu zufälligen Begegnungen. Sie alle hadern mit sich und ihrem Leben, sind aber unfähig, etwas zu verändern. Sie warten auf die große Chance und manche von ihnen ertränken die Zeit bis dahin im Alkohol. Keines der Schicksale ändert sich grundlegend zum Guten hin. Der Roman endet damit, dass der Wolf wieder verschwindet.

Roland Schimmelpfennig bedient sich einer nüchternen, präzisen Sprache. Der Text wirkt streckenweise wie eine Dokumentation. Es findet sich kein überflüssiges Wort, es gibt kaum Emotionen, ein Tatsachenbericht vom Innen- und Außenleben der Figuren. So bleibt es im ganzen Roman vom Titel weg kühl.

Interessant, lesenswert!

Prof. Münzer-Jordan

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