Monika Helfer "Die Bagage"

In ihrem Roman „Die Bagage“ erzählt Monika Helfer eine Familiengeschichte, die vor rund hundert Jahren spielt. Es ist die Geschichte ihrer schönen Großmutter Maria Moosbrugger und deren Familie.

Maria lebt mit ihrem Mann Josef und ihren Kindern in ärmlichen Verhältnissen am Rande eines kleinen österreichischen Bergdorfes. Von den Dorfbewohnern werden sie, weil sie arm und Außenseiter sind, „die Bagage“ genannt. Trotzdem sind Maria und Josef glücklich und zufrieden.

Maria wird wegen ihrer außergewöhnlichen Schönheit von den Frauen des Dorfes beneidet und von den Männern begehrt. Als Josef in den Krieg muss, es ist die Zeit des Ersten Weltkriegs, ersucht er den Bürgermeister auf Maria, seine Frau, aufzupassen. Der Bürgermeister hält sich anfangs an sein Versprechen, er versorgt Maria und die Kinder mit Lebensmitteln, um sich später doch an die schöne Maria heranzumachen. Er fühlt sich dazu berechtigt, weil er sie versorgt und weil Krieg ist, da gelten Ausnahmegesetze. Maria weist ihn heftig zurück.

Auf dem Markt lernt Maria Georg, einen Mann aus Hannover, kennen, und sie verliebt sich in ihn. Als er aus ihrem Leben verschwindet, leidet sie sehr.

Maria ist schwanger. Im Dorf wird übel getratscht: Das Kind kann nicht von Josef sein! Wer ist der Vater, der Bürgermeister oder Georg, der Mann aus Hannover? Maria wird vom Pfarrer zur Rede gestellt und schließlich vor dem ganzen Dorf diskriminiert. In der Schule wird sie ihren Kindern gegenüber als Hure bezeichnet.

Schließlich bringt Maria ein Mädchen, Grete, zur Welt, ein stilles, braves Kind.

Als Josef aus dem Krieg zurückkehrt, geht er dem Gerede nach. Er kann aber nicht wirklich klären, wer der Vater von Grete ist, er selbst, der Bürgermeister oder Georg, außer er könnte Maria, seiner Frau, glauben.

Josef spricht nie ein Wort mit Grete, er schaut sie auch nie an, so, als gäbe es dieses Kind nicht. Maria bringt noch zwei weitere Kinder zur Welt und stirbt mit 32 Jahren. Grete, die Mutter der Erzählerin, und ihre Geschwister werden nach dem Tod des Vaters auf die Verwandten aufgeteilt.

„Die Bagage“ ist ein berührendes Buch, das nachdenklich macht. Bagage ist auch das schwere, belastende Gepäck, das in Familien zu tragen ist.

Sehr lesenswert.

Prof. Münzer-Jordan

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