Margot L. Stedman "Das Licht zwischen den Meeren"

Der Roman “Das Licht zwischen den Meeren“ ist der Debütroman von Margot L. Stedman und wurde auf Anhieb ein großer Erfolg.

Er erzählt von Tom Sherbourne, der traumatisiert aus dem Ersten Weltkrieg heimgekommen ist und an schlechtem Gewissen leidet, weil er überlebt hat, während viele seiner Kameraden gestorben sind. Die Auszeichnungen, die er für seine „Heldentaten“ erhalten hat, belasten ihn, weil mit ihnen das Töten von anderen Menschen – Kriegsgegnern – verbunden war.

Tom sucht die Einsamkeit und nimmt den Posten eines Leuchtturmwärters auf Janus Rock, einer abgeschiedenen Insel vor der Südwestküste Australiens, an.

Bei einem Landaufenthalt lernt er Isabel Graysmark kennen. Sie heiraten 1926 und führen auf Janus Rock ein glückliches, erfülltes Leben. Isabel erleidet drei Fehlgeburten, sie ist völlig niedergeschlagen und verzweifelt. In dieser für das Paar bedrückenden Situation entdecken sie eines Tages ein gestrandetes Ruderboot, in dem die Leiche eines Mannes liegt und ein wenige Wochen alter Säugling, der lebt.

Tom will – wie es die Vorschrift verlangt – die Küstenwache alarmieren; Isabel will das Kind behalten. Sie sieht es als eine Fügung des Schicksals, dass sie so doch zu einem eigenen Kind kommen kann. Gegen Toms Willen nehmen sie das Kind als ihr eigenes an und nennen es Lucy.

Zwei Jahre später kehren sie aufs Festland zurück. Sie erfahren, wer die Mutter des Kindes ist, und erkennen, dass sie durch ihre Entscheidung, Lucy als ihr eigenes Kind zu behalten, das Leben dieser Frau zerstört haben.

Die Frage, „Entschuldbar oder nicht?“, zieht sich durch den ganzen Roman und beide, Isabel und Tom, nehmen unterschiedliche Standpunkte ein.

Die Autorin beschreibt auch die Gedanken und Gefühle der Großeltern, der Verwandtschaft Lucys sowie die Einstellung von Isabels Eltern und die von Freunden und Bekannten.

Die Autorin ergreift nicht wirklich Partei, und so bleibt es dem Leser überlassen, sich für Gut oder Böse zu entscheiden, zumal die Beschreibung der Personen so gestaltet ist, dass der Leser sich leicht in die jeweilige Romanfigur hinein versetzen und sie auf ihrem Lebenshintergrund verstehen kann.

Margot L. Stedman hat eine spannende Geschichte geschrieben, in der Moral, Vernunft und Gefühl immer wieder hinterfragt werden.

Ein sehr lesenswertes Buch!

Prof. Münzer-Jordan

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