Antje Ravik Strubel "Blaue Frau"

Antje Ravik Strubel ist 1974 in Potsdam geboren. Sie hat zahlreiche Romane verfasst und zahlreiche Preise erhalten, zuletzt erhielt sie 2019 den Preis der Literaturhäuser und für die „Blaue Frau“ 2021 den Deutschen Buchpreis. Sie ist auch als Übersetzerin aus der englischen und schwedischen Sprache tätig.

Die Hauptfigur dieses Romans ist Adina. Sie ist in einem kleinen Dorf der ehemaligen Tschechoslowakei aufgewachsen. Als sie einundzwanzig Jahre alt ist, verlässt sie mit wenig Geld, aber großen Hoffnungen ihre Heimat und fährt nach Berlin. Dort nimmt sie an einem Deutschkurs teil und bekommt eine Stelle als Praktikantin auf einem Gut in der Uckermark.

Adinas Chef, Razvan Stein, ein selbstherrlicher, großspuriger Mann, will unter allen Umständen in der Einöde ein Zentrum für Kultur aufbauen. Dazu braucht er finanzielle Mittel. er hofft, dass ein einflussreicher Mäzen, der die Fördertöpfe kennt und diese problemlos ausschöpfen kann, ihm dabei hilfreich ist. Und er hat einen solchen Mäzen in der Gestalt von Johann Manfred Bengel gefunden. Adina soll ihn auf jeden Fall bei Laune halten. Manfred Bengel vergewaltigt Adina.

Adina findet niemanden, der auf ihr traumatisches Erlebnis hilfreich und angemessen reagiert - meistens erscheint sie als Lügnerin - und so bleibt sie damit allein. Sie verlässt die Uckermark und flieht nach Helsinki. Dort trifft sie auf die Aktivistin Kristiina, die sich ihrer annimmt, ihr glaubt und ihr weiterhelfen will.

Wenn im Roman die blaue Frau auftaucht, „muss die Erzählung innehalten.“ Dann geht es in Dialogen zwischen der Erzählerin und der blauen Frau um die Frage, wie es gelingen kann, dass Gewalterzählungen für das Opfer hilfreich sein können. Wie Offenheit und Diskretion verbunden werden können.

„Blaue Frau“ ist ein Buch mit interessanten Ansätzen, aber auch Längen. Das Thema sexueller Gewalt wird nicht nur als Schicksal einzelner Frauen behandelt, sondern auch als Gesellschaftsproblem

Empfehlenswert.

Prof. Münzer-Jordan

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