David Grossman "Was Nina wusste"

David Grossman ist 1954 in Jerusalem geboren. Er hat zahlreiche Preise gewonnen, unter anderem den Friedenspreis des deutschen Buchhandels und den internationalen Man Booker Prize. Er ist ein bedeutender Autor unserer Zeit.

Der Roman „Was Nina wusste“ erzählt die Geschichte von drei Frauen: Vera, 90 Jahre alt, ihrer Tochter Nina und deren Tochter Gili, ca. 40 Jahre alt. Weiters geht es um Rafael, den Vater von Gili, und um den schon lange verstorbenen Milos, den Ehemann von Vera.

Gili, die Enkelin von Vera, ist Filmemacherin und beschließt mit Hilfe von Rafael, ihrem Vater, einen Film über das Leben ihrer Großmutter Vera zu machen. So kommt es zu einer Reise nach Kroatien, nach Goli Otok, wo Vera zur Zeit des Tito- Regimes unter unmenschlichen Bedingungen in einem Umerziehungslager gefangen war. An der Reise nach Goli Otok nehmen Vera, Rafael, Gili und Nina teil. Es ist Ninas Wunsch, dass Vera alles auf einmal erzählt und dass es darüber ein Filmdokument gibt. Nina ist an Alzheimer erkrankt und sie möchte diesen Film später nützen, um sich zu erinnern.

Auf der Reise und in Goli Otok erzählt Vera ihre Lebensgeschichte. Sie erzählt von Milos, ihrer großen Liebe, warum sie Nina als Kind sich selbst überlassen musste, von ihrer Gefangenschaft, ihrer Freilassung und ihrem weiteren Leben. Nina, die ihre Tochter Gili gleichfalls verlassen hat, erzählt von ihrem Schicksal. Es zeigt sich, dass Nina ihr Trauma vom Verlassensein an ihre Tochter Gili weitergegeben hat. Gili zweifelt, ob sie ein Kind in die Welt setzen soll.

Diese Reise ist einerseits der Versuch, zur Sprache zu bringen, was bisher, weil ungesagt, die Beziehungen vergiftet hat, und andererseits mit der Hoffnung verknüpft, dass das unbewusste Weitergeben von traumatischen Erfahrungen unterbrochen werden kann. So als könnte man die Vergangenheit erzählend korrigieren.

David Grossmann ist ein eindrucksvoller Roman gelungen, voll Spannung.

Sehr lesenswert!

Prof. Münzer-Jordan

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