Ilona Jerger "Und Marx stand still in Darwins Garten"

In ihrem Buch erzählt Ilona Jerger, was passieren hätte können, wenn Karl Marx und Charles Darwin einander begegnet wären. Sie gibt diesem fiktiven Treffen die Form eines gemeinsamen Abendesssens bei Darwin. Es ist die zentrale Szene in ihrem Buch, in der sie die Lebenswege von Marx und Darwin zusammenführt.

Charles Darwin (1809-1882) war ein englischer Naturforscher und Begründer der Evolutionstheorie. Sein Hauptwerk ist „Über die Entstehung der Arten.“

Karl Marx (1818-1883) war ein deutscher Philosoph, ein bedeutendes Mitglied der Arbeiterbewegung und Kritiker des Kapitalismus und der Religion. Sein Hauptwerk ist “Das Kapital“.

Marx und Darwin, die Zeitgenossen waren, stehen für Revolution und Evolution: Marx, der mittels Revolution gesellschaftliche Veränderung erzwingen will, und Darwin, der durch seine Forschung und Lehre von der Evolution aufklärend und dadurch verändernd wirken will.

Gemeinsam ist für Marx und Darwin: Sie tragen beide einen beachtlichen Bart, sie leiden unter Schlaflosigkeit, Hautproblemen und Migräne. Beide kommen aus zutiefst religiösen Familien, Marx sollte Rabbiner werden und Darwin Priester.

Es ist die Zeit, in der bereits eine bedeutende Entfremdung zwischen Theologie und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen vorhanden ist. Diese Entfremdung führt zu Fragen wie „Ist Religion nur Opium für das Volk?“ und „Ist der Mensch tatsächlich kein durch göttlichen Eingriff in die Evolution erschaffenes Wesen?“

Die Autorin erfindet in der Person eines Arztes das Bindeglied zwischen diesen bedeutenden Zeitgenossen. Er, Doktor Beckett, ist der Hausarzt von beiden, er ist aber auch an ihren Theorien und wissenschaftlichen Arbeiten interessiert. Als er bei jedem jeweils ein Buch des anderen findet, ermutigt ihn dies, Darwin von Marx zu erzählen und umgekehrt. Zum Zusammentreffen der beiden kommt es durch einen Zufall. 

Bei diesem Treffen, ein Abendessen bei Darwin, sind neben Marx auch andere Gäste sowie Darwins Frau Emma anwesend. Emma ist eine tiefgläubige Frau und sie leidet sehr unter der Angst, ihren geliebten Gatten nach ihrem Tod nicht im Paradies wiederzusehen, weil sie fürchtet, er würde in die Hölle kommen.

Ilona Jerger beweist großes Einfühlungsvermögen, sie beschreibt anschaulich und spannend das Leben von Marx und Darwin, sodass diese für den Leser sichtbar werden.

Ein interessantes, oft humorvolles, flüssig geschriebenes Buch, das zum Nachdenken anregt über den Konflikt zwischen Religion und Naturwissenschaft.

Unbedingt empfehlenswert!!

Prof. Münzer-Jordan

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