Peter Henisch “Eine sehr kleine Frau“

Peter Henisch, ein österreichischer Autor, lebt in Wien. Er hat zahlreiche Preise erhalten, sein Roman „Die schwangere Madonna“ war auf der Longlist des Deutschen Buchpreises.

Der Erzähler Peter Spielmann kehrt nach langem Aufenthalt in Amerika nach Wien, seiner Heimatstadt, zurück. Bei seinen Spaziergängen tauchen alte Erinnerungen in ihm auf.

Er war ein „Großmutterkind“, und wie seine Mutter oft bemerkte „ihre letzte Liebe.“ Seine Großmutter war eine sehr kleine Frau, mit der er viel Zeit verbrachte. Gemeinsam sind sie durch die Stadt gegangen und Peter hat ihren Erzählungen gelauscht. Es waren oft Märchen, Teile des Alten Testaments oder die Inhaltsangaben von Büchern, die sie gelesen hatte. Besonders schön hat Peter die Stunden in Erinnerung, in denen seine Großmutter am Klavier fantasiert hat und er darunter gesessen ist.

Im Leben seiner Großmutter Marta hat es viel Leid und Entbehrungen gegeben. Nachdem sie als junges Mädchen von einem „böhmischen Friseur“ schwanger geworden ist, der aber als Vater und Ehemann nicht geeignet ist, wird sie von ihrer Familie verstoßen. Sie gibt ihr Kind in ein Heim. Es ist äußerst schwierig, als ledige Mutter allein zu überleben und so heiratet sie einen illegalen Nationalsozialisten, der sie gängelt und ihrem Kind kein guter Vater ist. Trotzdem gibt sich Marta große Mühe, ihrem Ehemann gerecht zu werden und allen Anforderungen, die an sie gestellt werden, zu entsprechen.

Glücklich ist Marta nicht geworden, aber es hat glückliche Momente in ihrem Leben gegeben: beim Klavierspielen, beim Lesen, beim Spaziergang mit dem Enkel. Und Martha hat ihren Anspruch auf Glück bis zuletzt nicht aufgegeben.

Auf seinen Wanderungen durch die Stadt entdeckt Spielmann einen alten Stutzflügel in einem Antiquitätengeschäft. Als er ihn nach längerem Zögern erwirbt, erkennt er, dass er das Instrument seiner Großmutter ist.

Peter Henisch, der auf eine liebevolle, gemächliche Art und Weise die Geschichte seiner Großmutter erzählt, die in der Zeit des Zweiten Weltkrieges und danach spielt, ist ein leises, berührendes Meisterwerk gelungen.

Sehr lesenswert!

Prof. Münzer-Jordan

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