Sylvie Schenk "Roman d’amour"

Sylvie Schenk ist eine 1944 in Frankreich geborene Schriftstellerin, sie studierte in Lyon und lebt seit 1966 in Deutschland. Heute lebt sie in der Nähe von Aachen und schreibt auf Deutsch. Von ihr sind unter anderem die beiden Romane „Schnell, dein Leben“ und „Eine gewöhnliche Familie“ erschienen.

In Sylvie Schenks “Roman d‘amour” werden zwei Geschichten parallel erzählt und von ihr kunstvoll, spannend miteinander verknüpft.

Die Schriftstellerin Charlotte Moire ist zu einer Lesung aus ihrem neuen Roman eingeladen worden und soll einen wenig bedeutenden Literaturpreis erhalten. Lesung und Preisverleihung finden auf einer Nordseeinsel statt. Dort trifft sie die Journalistin Marlies Sittich.

Zwischen Autorin und Interviewerin herrscht unterschwellige Feindseligkeit, die sich immer mehr verstärkt. Frau Sittich will Charlotte dazu zwingen zuzugeben, dass nicht nur Teile ihres Romans autobiographisch sind, sondern die ganze Erzählung Charlottes Erleben, die ganze Liebes- und Ehebruchsgeschichte zwischen Charlotte und Ludo, einem verheirateten Mann, ist.

Das Gespräch zwischen den beiden Frauen nimmt Duellcharakter an und ist teilweise recht dramatisch. Charlotte gerät immer mehr in den Sog der Fragen, sie verrät sich teilweise und in ihr tauchen die alten Erinnerungen wieder auf.

Nach langer Zeit des Alleinseins, Charlotte ist kinderlos und geschieden, verliebt sie sich in Ludo, einen verheirateten Mann. Zwischen den beiden entsteht eine tiefe, doch tragisch endende Liebesbeziehung. Sie unternehmen eine Reise nach Irland und verbringen dort eine glückliche Zeit. Ludo plant nach ihrer Rückkehr sich von seiner Frau Marie zu trennen. Marie hat von einer Freundin von der Beziehung der beiden erfahren und ist spurlos verschwunden. Alle Versuche Ludos, sie zu finden, sind vergeblich. In dieser Phase der Ungewissheit und Angst tauchen in Ludo Zweifel und Schuld auf und er beendet die Beziehung mit Charlotte.

Charlotte leidet sehr unter dieser Trennung und schreibt Jahre später ihre Liebesgeschichte als Roman nieder. Die Erklärung für Frau Sittichs Verhalten kann bald vermutet werden, ist aber dann doch überraschend.

Im Mittelpunkt dieses Romans steht die Liebesbeziehung, nicht der Ehebruch, vielmehr geht es auch um zwei Frauen, für die ihre Liebe zu einem Mann bis zur Selbstaufgabe geht und für die dieser Mann ihr einziger Lebenssinn wird.

Sylvie Schenk hat ein schönes, weises Buch geschrieben, das für den Leser auch spannend ist und ihn nachdenklich machen kann über das Leben, die Liebe.

Sehr empfehlenswert!!!

Prof. Münzer-Jordan

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