Ludwig Fels „Mondbeben“

Ludwig Fels ist 1946 in Franken geboren, er lebte in Wien und war als freier Schriftsteller tätig. Neben der Veröffentlichung von Lyrik, Romanen und Erzählungen war er auch für Theater und Hörspiel tätig. Er hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Ludwig Fels ist 2021 gestorben.

Im Mittelpunkt des Romans „Mondbeben“ steht ein Ehepaar, Helen und Olav, mit ihrer Sehnsucht nach einem guten Leben und ihrer gescheiterten Suche nach einem Paradies.

Olav, der Helen gegen ihren ersten Ehemann verteidigt und diesen dabei verletzt hat, ist einige Zeit im Gefängnis gewesen. Nun hat Helen eine namhafte Erbschaft gemacht und mit diesem Geld wollen sie und Olav auf der Insel Zifere ein Haus kaufen, das sie allerdings nur aus dem Internet kennen.

Bis die Formalitäten für den Kauf erledigt sind, leben sie im Hotel. Schon an einem der ersten Abende wird Helen von einer Frau attackiert, die ihr mit einem Stöckelschuh ins Auge schlägt. Auf der Suche nach ärztlicher Hilfe zeigt sich immer deutlicher, dass diese Insel, auf der sie glauben ihr Paradies gefunden zu haben, in Wirklichkeit alles andere als paradiesisch ist. Es ist eine von dem herrschenden Terrorregime künstlich frei gehaltene Gegend für Touristen. Und es zeigt sich der erschreckende Gegensatz zwischen dem Glücksstreben von Helen und Olav und dem tatsächlichen Leben auf dieser Insel. Zifere ist von Armut, Korruption und Gewalt bestimmt.

Der Zustand von Helens Auge verschlechtert sich und so fliegt sie nach Europa zurück, Olav bleibt in Zifere. Er trinkt und ist krank, versucht aber seinen Zustand vor Helen zu verbergen.

Als Helen wieder zurückkommt und sie vom Kauf des Hauses zurücktreten und dieses nicht bezahlen wollen, werden auch sie Opfer von Erpressung und Gewalt. Schließlich gelingt es ihnen, nach Europa zurückzukehren.

Der Autor zeigt auf erschütternde Weise den Gegensatz zwischen „europäischem Glücksstreben“ auf einer Insel und der Lebensrealität der dort Ansässigen. Wie blind und stumpf für andere Menschen „Glücksberechtigte“ sein können, wenn sie ihrem eigenen Glück nachstreben. Dieses Glück kann aber nicht von Dauer sein, weil „glücklich leben auf einer Insel“ mit einer schwer benachteiligten Gemeinschaft rund herum nicht anhalten kann.

„Mondbeben“ ist ein berührendes, erschütterndes Buch in einer schönen Sprache.

Unbedingt lesenswert!!

Prof. Münzer-Jordan

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