Alois Hotschnig "Der Silberfuchs meiner Mutter"

Alois Hotschnig ist 1959 geboren, er lebt und arbeitet in Innsbruck und wurde für sein bisheriges Werk vielfach ausgezeichnet.

Mit dem Roman „Der Silberfuchs meiner Mutter“ geht der Autor der Lebensgeschichte des Schauspielers Heinz Fitz nach. Der Protagonist seines Werkes heißt Heinz Fritz, er ist 1942 als Kind eines verwundeten Vorarlberger SS-Soldaten, Anton Halbsleben, und einer Norwegerin, Gerd Hövold geboren. Als seine Mutter von dem deutschen SS-Mann schwanger ist, wird sie von ihrer Familie verstoßen und muss Norwegen verlassen, da sie dort als Verräterin gilt. Mit Hilfe des „Lebensborn“, einer von Heinrich Himmler gegründeten SS-Gemeinschaft, gelingt es ihr, nach Vorarlberg zu reisen, in der Annahme, dass sie dort von ihren zukünftigen Schwiegereltern aufgenommen wird. Diese Hoffnung wird nicht erfüllt, und so bringt sie ihren Sohn Heinz in einem „Lebensborn“-Heim zur Welt, wo er auch einige Zeit bleibt. Von dort kommt er zu einem Bauern in Pflege, der ihn lieblos behandelt.

Als Heinz vier Jahre alt ist, nimmt ihn seine Mutter zu sich. Wie und wo seine Mutter in der Zeit ihrer Abwesenheit gelebt hat, bleibt ungeklärt, möglicherweise war sie in einer Nervenklinik. Sie wohnen an verschiedenen Orten in Hohenems und trotz der epileptischen Anfälle seiner Mutter, die Heinz sehr ängstigen, war dies „die beste Zeit“.

Gerd lernt Reinhard Fritz kennen, er wird ihr Ehemann und der Stiefvater von Heinz. Die Leidenschaft dieses Stiefvaters ist das Schlachten, bei dem Heinz helfen muss.

Anton Halbsleben, der leibliche Vater von Heinz, der auch in Hohenems lebt, lehnt jeden Kontakt zu ihm vehement ab und schließlich verbreitet er das Gerücht, dass Heinz das Kind eines Russen ist.

Als der Stiefvater stirbt, ist dies eine Erleichterung für Mutter und Sohn.

Ein entscheidendes Erlebnis für Heinz ist, als ihm seine Mutter aus „Peer Gynt“ auf Norwegisch vorliest, sie spielt ihm einzelne Szenen daraus vor, und obwohl er die Worte nicht versteht, versteht er „doch alles“. Mutter und Sohn gehen oft miteinander ins Kino und durch das Kennenlernen und Mitleben mit den einzelnen Figuren entdeckt Heinz neue Ausdrucksmöglichkeiten. Er wird schließlich Schauspieler und findet durch das Spiel Erleichterung und Abstand von seinem schweren Schicksal.

So lernt ihn der Autor durch eine Fernsehsendung über die Organisation „Lebensborn“ als ehemaliges Heimkind kennen und erhält die Zustimmung, seine Lebensgeschichte zu nutzen.

„Der Silberfuchs meiner Mutter“ ist ein faszinierendes Buch. Es braucht vielleicht „Einlesezeit“, aber es zu lesen, lohnt auf jeden Fall. Neben der Lebensgeschichte von Heinz auf der einen Ebene geht es auf einer zweiten Ebene auch um Rassismus, Antisemitismus, Zwangsarbeit und Euthanasie, wobei diese beiden Ebenen meisterhaft miteinander verknüpft sind.

Beeindruckend, unbedingt lesenswert!!!

Prof. Münzer-Jordan

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