Gabriele von Arnim "Das Leben ist ein vorübergehender Zustand"

Die 1946 in Hamburg geborene Autorin hat für viele verschiedene Zeitungen und Fernsehsender als Journalistin gearbeitet. Sie schreibt Rezensionen, moderiert Lesungen und verfasst Bücher, wie zum Beispiel „Matilde, unverrückbar“ oder „Was tun? Demokratie versteht sich nicht von selbst.“

Im Buch “Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“ erzählt sie von der Krankheit ihres Mannes, den sie zehn Jahre lang gepflegt hat. Nach zwei Schlaganfällen, Lungenentzündungen und Thrombosen ist er an den Rollstuhl gebunden. Sein Sprachzentrum ist beschädigt, seine Denkfähigkeit ist intakt, sodass er die richtigen Worte finden, aber nicht artikulieren kann. Er ist kaum zu verstehen. Er ist ein Mensch geworden, der nach wie vor schnell denken, aber nicht verständlich sprechen, nicht lesen und nicht schreiben kann. So ist er ohne Ausdrucksmittel in sich selbst gefangen und muss mit dem unerfüllbaren Wunsch, sich mitzuteilen und verstanden zu werden, leben.

Die Autorin beschreibt ihre Aktivitäten, um ihnen beiden das Leben zu erleichtern, so baut sie die Wohnung um, engagiert eine Pflegerin, lädt Gäste ein und organisiert einen Kreis von Menschen, die dem Kranken vorlesen.

Sie erzählt auch von Verzweiflung und großer Mutlosigkeit, von Freunden, die zu ihnen halten, und von solchen, die vorgeschobene Höflichkeiten nützen, um sich zurückzuziehen, aber auch von den liebevollen, innigen Momenten, die es zwischen ihnen gibt. Im Grunde dienen ihre Aktivitäten der Suche nach Kraftquellen und nach Trost.

Als ihr Mann nach zehn Jahren stirbt, muss die Autorin erst wieder ins Leben zurückfinden. es ist eine schwere Zeit, aber schließlich schreibt sie: „…und irgendwann bin ich nicht mehr bei ihm in der Vergangenheit gewesen, sondern ich habe ihn mit in mein Leben genommen.“

“Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“ ist ein wunderschön erzähltes, tieftrauriges Buch, aber nicht ohne Hoffnung. Es handelt von Menschlichkeit, Würde und der Liebe als Kraft, um Unzumutbares ertragen zu können.

Unbedingt lesenswert!!

Prof. Münzer-Jordan

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