Laura Freudenthaler "Der Schädel von Madeleine"

Freudenthalers Buch erzählt von Liebesbeziehungen, die anders sind, so als würde die Autorin gegen triviale, idyllische Liebesgeschichten rebellieren.

Insgesamt beinhaltet das Buch fünf Geschichten, die unterschiedliche Frau-Mann-Konstellationen beschreiben. Laura Freudenthaler tut dies mit feiner, scharfer Klinge und viel Gefühl für Sprache als Ausdrucksmittel.

Da ist die Geschichte der Entwicklung eines kleinen Jungen zum erwachsenen Mann, der sich früh in eine weitaus ältere Frau verliebt.

Weiters die sexuelle Begegnung von Manja, einer Kunststudentin, und Anthony, einem viel älteren Kunstprofessor.

In der Erzählung „Der Schädel von Madeleine“ geht es um die Liebe von Madeleine, einer zauberhaften jungen Frau mit deutscher Muttersprache, zu Franz, einem jungen Franzosen. Madeleine strengt sich über alle Maßen an, eine perfekte Pariserin für Franz zu werden, und der Zwang, schön und richtig zu sprechen, führt zum völligen Verlust ihrer Identität und in den Wahnsinn. Es kommt zu einem gewaltsamen Ende.

Die Geschichte „Kampfhundalltag“ berichtet von der negativen Verwandlung einer Frau aus der Notwendigkeit heraus, sich zu emanzipieren. Ihr eifersüchtiger Mann sperrt sie jeden Morgen, wenn er zur Arbeit geht, ein. Die Befreiung gelingt ihr.

Zuletzt die Erzählung von Mira und Georg. Die beiden flüchten sich in Märchenfiguren, er ist Hänsel, sie ist Gretel. So wird aus ihrer Liebesbeziehung eine Bruder- Schwester-Beziehung. Obwohl sie schließlich beide darunter leiden, gelingt es ihnen nicht, aus diesen Rollen auszubrechen.

Laura Freudenthaler erzählt mit psychologischem Feingefühl von seelisch kranken, besessenen und lasterhaften Menschen. Sie stellt verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten einer Paarbeziehung dar, die nicht alle der Liebe eines Paares förderlich sind.

Spannend, wunderbar erzählt, psychologisch interessant.

Sehr lesenswert!

Prof. Münzer-Jordan

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