Klaus Merz "Jakob schläft"

In seinem Werk “Jakob schläft“ erzählt Klaus Merz von einer Bäckersfamilie, in der fast alle Mitglieder behindert sind. Der Vater leidet an Epilepsie, die Mutter an Schwermut. Der jüngere Bruder, er wird Sonne genannt, hat einen Wasserkopf. Bei seiner Geburt, als seine Behinderung sichtbar wird, sagt der Vater: „Zusammen wollen wir es tragen quer durch die Welt.“

Die wirtschaftliche Situation der Familie ist beengt, ebenso ihre Wohnmöglichkeit. Alles spielt sich in einem Raum ab. Aber es ist für jeden trotz Enge möglich, seinen Bedürfnissen - wie Ausruhen, Spielen, Essen – nachzukommen.

Kranksein hat Vorrang in der Familie und trotz dieser schweren Belastungen gibt es Glücksmomente. So hören Samstagabend alle gemeinsam Radio und nachher – so um Mitternacht – essen alle Eiernudeln „wie die Könige, nur ohne Fleisch und Dienerschaft“. Diese Situation ist wie eine interfamiliäre Verschwörung und endet damit, dass alle ans Fenster gehen, um Sterne zu suchen und zu sehen.

So gibt es einige Situationen, in denen Schmerz und Leid mit Harmonie und Glück verknüpft sind. Zeiten, die relativ schmerzlos sind, sind für die Familie schwer auszuhalten und werden gleichsam als Probe für Schlimmeres mit Fingerschneiden, heißes  Wasser auf die Oberschenkel Gießen und anderen Verletzungen überbrückt.

Für einige Zeit lebt Mariella, die Magd aus Italien, bei der Familie des Erzählers. Sie wurde als Kind im Gesicht schwer verletzt, sodass sie eine schöne und eine entstellte Gesichtshälfte hat. Der Erzähler verliebt sich in sie, doch sie findet in der Heimat einen Mann, der sie trotz ihres entstellten Aussehens heiraten will. So geht sie zurück nach Italien.

Es scheint, als gäbe es nur kranke und leidende Menschen und als würde die ganze Welt in Mitleidenschaft gezogen.

Dennoch gibt es viele Möglichkeiten, Glück zu erleben, sodass manchmal scheint, als läge gleichfalls ein intensives Glück über dieser Welt.

Klaus Merz hat mit „Jakob schläft“ ein wunderschönes, hoffnungsvolles Buch geschrieben. Seine Sprache ist einfach und poetisch zugleich.

Unbedingt lesenswert!!!

Prof. Münzer-Jordan