Christoph Ransmayr “Der Fallmeister”

Der Autor hat die entlegensten Gegenden unserer Erde bereist. Viele seiner Romane sind mit internationalen Preisen ausgezeichnet worden und in viele Sprachen übersetzt. Christoph Ransmayr lebt in Wien.

„Fallmeister“ ist der Ehrentitel und die Bezeichnung für einen Schleusenwärter, der am Weißen Fluss tätig ist. Seine Aufgabe ist es, die Schleusen im richtigen Moment zu öffnen, damit die Boote den Höhenunterschied – den Wasserfall – überwinden können.

Der Ich-Erzähler ist der Sohn des Fallmeisters, er erzählt aus seiner Kindheit, die er mit seiner Familie, den Eltern und einer Schwester, am Weißen Fluss verbracht hat. Sein Vater war ein jähzorniger, despotischer Mann, der sich in seine bessere Vergangenheit zurücksehnt. Die Mutter des Erzählers ist vor vielen Jahren aus Jugoslawien geflüchtet, wird aber, noch bevor der Erzähler erwachsen ist, in ihre alte Heimat deportiert. Mit seiner Schwester, Mira, die an einer „Glasknochenkrankheit“ leidet, verbindet ihn eine innige Beziehung, die schließlich zu Inzest führt.

Ein Jahr nach dem Schleusenunglück, bei dem fünf Menschen zu Tode kommen, begeht der Vater Selbstmord. Seine Leiche wird nie gefunden. Der Ich-Erzähler vermutet, dass sein Vater an dem Unglück schuld war und seinen Selbstmord nur vorgetäuscht hat.

Der Ich-Erzähler ist als Hydrotechniker beschäftigt und als solcher viel unterwegs. Mira, seine Schwester, hat einen Deichgrafen geheiratet. Als er seine Schwester wiedersieht, kommt es zu einem Unglück. Danach sucht er seine Mutter und dabei gibt es einen überraschenden Schluss.

Der Roman „Der Fallmeister“ erzählt die Geschichte einer Familie, die von privaten Dramen gezeichnet ist, aber er erzählt auch von einer heillosen Welt, in der Europa nur aus fanatischen Zwergstaaten besteht, grausamste Kriege geführt werden, Raubbau an der Natur betrieben und Hightech–Netzwerke alles kontrollieren. So führt der Weg des Erzählers nicht nur in seine eigene dunkle Seite, sondern auch in eine Welt, die von Zerstörung und Zerfall gekennzeichnet ist.

Bedrückend.

Lesenswert!

Prof. Münzer-Jordan

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