David Gabunia "Farben der Nacht"

Der Autor Davit Gabunia ist Georgier und gilt als einer der wichtigsten Dramatiker seiner Heimat. „Farben der Nacht“ ist Gabunias Debütroman.

Die Handlung spielt im Sommer 2012 in Tiflis vor den Wahlen, die zum ersten friedlichen Machtwechsel in Georgien geführt haben. Surab, der arbeitslos ist und die gemeinsamen Kinder versorgt, und Tina, die einen guten Job hat und die Familie ernährt, sind ein junges Paar und die Hauptfiguren.

Eines Nachts entdeckt Surab von seinem Balkon aus einen jungen, neu eingezogenen Mieter, Schotiko, der ein geheimnisvolles, aufregendes Leben zu führen scheint. Surab beobachtet und schließlich fotografiert er das Geschehen in der Wohnung gegenüber. In dieser Zeit beklagt sich Tina über großen Stress im Büro, sie kommt spät und müde nach Hause und ist Surab gegenüber völlig verschlossen.

Auf Grund seiner Beobachtungen erkennt Surab, dass Schotiko als homosexueller Callboy tätig ist und bedeutende Persönlichkeiten zu seinen Kunden gehören. Einer dieser Kunden ist Merab, ein hoher politischer Funktionär.

Tina hat sich in ihren neuen Arbeitskollegen Nuri hemmungslos verliebt. Die meiste Zeit verbringt sie mit ihm und beabsichtigt, seinetwegen die Familie zu verlassen.

Surab beobachtet, wie Merab in einem Streit Schotiko erschlägt und flüchtet. Auch diesen Mord fotografiert er und nützt die Bilder, um Merab zu erpressen. Er will, dass Merab ihm endlich Arbeit verschafft.

Für Surab und seine Frau Tina kommt es zu überraschenden Wendungen. Für beide entwickelt sich ihre nahe Zukunft nicht nach ihren Wünschen und Sehnsüchten.

Der Autor lässt die handelnden Personen seines Romans in Kapiteln zu Wort kommen, die mit ihren Namen überschrieben sind. Gabunia ist ein genauer Beobachter. Er beschreibt in inneren Monologen, wie die handelnden Personen verzweifelt versuchen Veränderung herbeizuführen, um ein gutes Leben zu haben. Diese Monologe sind in einfacher, eindringlicher Sprache geschrieben, und wenn es auch nur wenige Protagonisten gibt, entsteht doch ein Bild einer gesamten gesellschaftlichen und politischen Gemeinschaft, die Veränderung herbeisehnt.

Ein interessantes, fesselndes Buch.

Lesenswert!

Prof. Münzer-Jordan

Zurück