Joseph Roth "Hiob"

Der Roman erzählt die Geschichte des russischen Juden Mendel Singer und seiner Familie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts . Mendel Singer lebt mit seiner Frau Deborah und den gemeinsamen Kindern Jonas, Schemarjah, Mirjam und Menuchim, der behindert ist. Sie führen ein bescheidenes, fast armseliges Leben, das von großer Gottesfurcht und tiefem Glauben an Gott geprägt ist.

Mendel betet viel, er bittet Gott inständig darum, dass Menuchim gesund werden kann, und diese intensive Bezogenheit auf Gott ist Mendels einzige Möglichkeit, Probleme zu lösen oder es auch nur zu versuchen. Anders seine Frau Deborah, sie wird bei schweren Problemen immer wieder aktiv und trägt zu Lösungen bei.

Eines Tages werden die beiden älteren Söhne zum Militär einberufen und Deborah wird aktiv und erreicht, dass einer ihrer Söhne, Schemarjah, ins Ausland fliehen kann. Für Jonas reicht das mühsam ersparte Geld nicht, aber er möchte gerne zu den Soldaten, er sieht für sich eine Möglichkeit, dort glücklich zu werden.

Mirjam, die schöne Tochter der beiden, beginnt eine Affäre mit einem Kosaken, was für die Eltern undenkbar und erschreckend ist. Um Mirjam zu retten, beschließen sie nach Amerika auszuwandern,  weil ihr Sohn Schemarjah, der inzwischen dort lebt, ihnen Geld geschickt hat. Wieder wird Deborah aktiv, um die nötigen Papiere zu besorgen.

Menuchim, ihr behinderter Sohn, muss zurückbleiben, er wird einem jungen Ehepaar in Pflege übergeben. Für Mendel und Deborah ist das ein schwerer, belastender Entschluss.

In Amerika, wo alles fremd ist, fühlt Mendel sich wie „aus sich selbst herausgestoßen“, um fortan von sich selbst getrennt zu leben. Jonas, der älteste Sohn ist im Krieg vermisst. Der zweite Sohn Schemarjah, der es in Amerika zu Wohlstand gebracht hat, geht freiwillig in den Krieg und wird getötet; Deborah stirbt; Mirjam verliert den Verstand, sie muss in eine Irrenanstalt. Es gibt kaum Aussicht auf Heilung für sie.

All diese Schicksalsschläge erschüttern Mendel zutiefst, er kann nicht mehr an Gott glauben, er ist von dessen Unbarmherzigkeit und Grausamkeit überzeugt und fühlt sich ungerecht bestraft. Ab nun lebt Mendel mechanisch dahin.

Einige Zeit später findet ihn sein Sohn Menuchim. Er ist gesund geworden und als Dirigent mit seinem Orchester in Amerika. Es kommt zu einer Begegnung zwischen Vater und Sohn. Das Buch endet: „Mendel schlief ein. Und er ruhte aus von der Schwere des Glücks und der Größe der Wunder.“

Ein ergreifendes Buch, großartig erzählt, ein Muss!

Prof. Münzer-Jordan

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