John Wray "Gotteskind"

 

Der amerikanisch - österreichische Autor John Wray, der den Deutschlandfunkpreis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt gewonnen hat, beschreibt in „Gotteskind“ die Reise der achtzehnjährigen Aden Sawyer in den Djihad nach Pakistan.

Aden, deren Mutter alkoholkrank und deren Vater muslimischer Professor ist, konvertiert zum Islam und beschließt, mit einem Freund nach Pakistan zu fliegen und sich dem Djihad anzuschließen. Sie sucht Sinn in ihrem Leben und will in einer großen Gemeinschaft Gläubiger aufgehen.

Obwohl sie nur Arabisch spricht und nicht die Landessprache, vernichtet sie ihren Pass und wird in eine Koranschule aufgenommen, in der sie vorgibt, ein Mann zu sein. Als Suleyman – so lautet ihr selbst gewählter Name – erfährt sie Anerkennung für ihre Frömmigkeit, will aber das Leben ihrer Brüder im Heiligen Kampf teilen.

So kommt sie in ein Ausbildungslager, in dem sie an ihre körperliche Grenze stößt und ihren amerikanischen Freund verliert. Bald folgt ein Einsatz im benachbarten Afghanistan, der voller Überraschungen ist und sie schließlich wieder in die Koranschule zurückführt – aber unter gänzlich anderen Bedingungen.

„Gotteskind“ ist ein ungewöhnliches Buch, das nicht verurteilt, keine Stellung bezieht und die Hintergründe des Geschehens nicht aufklärt. Aden, die Ich-Erzählerin scheint sich in ihr Schicksal ergeben zu haben, erst zuletzt setzt sie einen „Befreiungsschritt.“

Lesens- und nachdenkenswert.

Prof. Münzer-Jordan

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