Jan Peter Bremer "Der junge Doktorand"

In Jan Peter Bremers Buch „Der junge Doktorand“ geht es um zwei Menschen, die lange Zeit miteinander verheiratet sind. Sie leiden an den Erscheinungen des Alters, ihrer Einsamkeit und machen sich gegenseitig das Leben zur Hölle.

Günter Greilach ist Maler, er lebt mit seiner Frau Natascha in einer alten, umgebauten Mühle. Beide warten auf den angekündigten Besuch des jungen Doktoranden, der den Termin schon einige Male verschoben hat. Beide haben große Erwartungen an ihn.

Günter erwartet, dass der junge Doktorand über sein künstlerisches Werk als Maler schreibt und er dadurch endlich wieder mehr Aufmerksamkeit erhält. Natascha hofft, dass der angekündigte Besuch nicht nur ihren öden Alltag belebt, sondern auch Aufsehen bei ihren Freundinnen erregt und Natascha für diese wieder interessant macht. Ihre Sehnsucht nach Nähe und Zuwendung gipfelt in ihrer Überzeugung, dieser Mensch sei ihr „alleiniges Glück.“

Die Beziehung von Natascha und Günter ist von Lieblosigkeit und Respektlosigkeit geprägt. Keiner von beiden will den anderen hören, verstehen oder anerkennen. Sie sind beide höchst bedürftig nach Aufmerksamkeit und positiver Anerkennung. In ihrer inneren Not, die sich bei jedem der Partner anders zeigt, wird der junge Doktorand zum allumfassenden Hoffnungsträger.

Als der junge Doktorand endlich eintrifft, kommt er kaum zu Wort, so heftig kämpfen Natascha und Günter um seine Gunst. Aber der Gast hat auch Geheimnisse…und schließlich flüchtet er. Bei den Greilachs bleibt alles, wie es war.

„Der junge Doktorand“ ist ein virtuos erzählter Roman, der oft grotesk wirkt, zum Lachen bringt und für den Leser ein Spiegel sein kann, um über eigene Bedürfnisse, Beziehungen und überhöhte Erwartungen an andere Menschen nachzudenken.

Herrlich! Empfehlenswert!

Prof. Münzer-Jordan

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