Jackie Tomae "Brüder"

Der Roman „Brüder“ von Jackie Thomae, der auf der Liste für den Deutschen Buchpreis 2019 war, erzählt von zwei Halbbrüdern, Mick und Gabriel, die trotz ähnlicher Grundvoraussetzungen sehr unterschiedliche Charaktere sind und verschiedene Schicksale haben.

Sie haben einen gemeinsamen Vater, Idris, ein Afrikaner, aber zwei verschiedene deutsche Mütter. Ihr Vater war Medizinstudent in der DDR, er hat nach Abschluss seines Studiums beide Frauen mit ihren Kindern zurückgelassen, ohne sich weiterhin um sie zu kümmern. So wachsen beide Söhne allein mit ihren Müttern auf.

Mick lehnt den bürgerlichen Lebensstil ab, er sieht sein Leben als eine große Party. Er tänzelt und trudelt durch sein Leben, ist planlos, den Kopf voller wirrer Ideen. Er hat viele Freunde, oft die falschen. Er ist häufig pleite, findet aber immer wieder Auswege. Seine Liebesbeziehung zu Delia, einer Frau aus gutem Haus, ist für lange Zeit Rückhalt und Stütze für ihn.

Gabriel, sein Halbbruder, lebt in London und ist ein erfolgreicher Stararchitekt. Er ist mit Fleur verheiratet und sie haben einen gemeinsamen Sohn, Albert. Gabriel ist strebsam, kontrolliert, seriös und zuverlässig. Seine Zeit ist meist verplant und er steht in der Spannung zwischen dem Wunsch, sich anpassen zu wollen, und dem Wunsch, dagegen anzukämpfen. Er arbeitet zu viel und schließlich verliert er bei einem banalen Vorfall die Nerven, es kommt zu einer Kurzschlusshandlung, die ihn aus der Bahn wirft.

Zuletzt meldet sich Idris, der Vater von Mick und Gabriel.

Der Erzählstil der Autorin zeichnet sich durch Feingefühl, scharfe Beobachtungsgabe und sprachliche Gewandtheit aus. Spannend ist der Kontrast der beiden Lebensformen der Halbbrüder.

Sehr empfehlenswert!

Prof. Münzer-Jordan

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