Hermann Hesse "Demian"

Die 1919 erschienene Erzählung des schweizer-deutschen Nobelpreisträgers Hermann Hesse erzählt vom Heranwachsen des zehnjährigen Emil Sinclair bis zu seinem Einrücken in den Ersten Weltkrieg.

Sinclair ist ein wohlbehütetes Kind, das in einer liebevollen, bürgerlichen Familie aufwächst. Im Alter von zehn Jahren wird er sich das erste Mal bewusst, dass es nicht nur die heile Familienwelt gibt, sondern auch die Welt außerhalb, die ihm gefährlich, aber auch verlockend erscheint. Zwischen diesen beiden Welten findet er sich hin- und hergerissen.

Durch eine unbedachte Lüge liefert er sich der Willkür eines Älteren aus, der ihn lange Zeit erpresst und drangsaliert. Erst Max Demian, der neu in die Stadt gekommen ist, befreit ihn aus dieser Notlage. Demian wird Sinclairs Freund und geistiger Führer.

Einige Zeit später kommt Sinclair in ein Internat in einer anderen Stadt und besucht dort eine höhere Schule. Er beginnt ein haltloses Leben und treibt sich in Wirtshäusern herum. Dem Schulausschluss entgeht er nur durch eine radikale Änderung seines Verhaltens. Diese wird durch die zufällige Begegnung mit seinem weiblichen Idealbild bewirkt. Sinclair beginnt zu malen und seine Träume zu deuten und kontaktiert Max Demian wieder, der ihm eine geheimnisvolle Botschaft schickt.

Als Sinclair in seine Heimatstadt zurückkehrt, trifft er Demians Mutter und erkennt in ihr sein weibliches Traumideal wieder. Aber die schöne Zeit dauert nicht lange, der Erste Weltkrieg bricht aus und Sinclair und Demian müssen einrücken. Gegen Ende des Krieges treffen sie sich schwer verwundet in einem Lazarett, Demian stirbt und Sinclair überlebt.

Hermann Hesse schildert in seinem Werk eindringlich die Seelenqualen des heranwachsenden Sinclair. „Demian“ ist eine Geschichte vom Erwachsenwerden, zu der eine schmerzhafte Loslösung vom Elternhaus und eine Emanzipation von vorgezeichneten Lebenswegen gehört. Sinclairs Weg ist kein einfacher, aber es ist sein eigener, geprägt von einer schwierigen Suche nach der eigenen Identität.

Wenn Hesses Stil manchmal auch antiquiert scheint, ist dennoch nachvollziehbar, warum „Demian“ im 20. Jahrhundert ein Kultbuch war.

Prof. Münzer-Jordan

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