Danilo Kis "Psalm 44"

Der jugoslawische Autor Danilo Kis ist 1989 verstorben und zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern der europäischen Literatur. Das Buch „Psalm 44“ ist nun ins Deutsche übersetzt worden. Es ist 1960 innerhalb weniger Wochen für einen Literaturwettbewerb entstanden.

“Psalm 44” erzählt von einer Flucht aus dem Konzentrationslager Auschwitz. Zwei Frauen, Jeanne, die aktivere, und Maria, die sensible, verträumte, haben ihre Flucht aus dem KZ geplant. Maria ist im Lager von einem jüdischen Arzt, Jakob, schwanger geworden. Sie sorgt, so gut es geht, für ihr Baby, es wird mit auf die Flucht genommen.

In dieser Erzählung finden sich wenige Beschreibungen von grausamen, mordlüsternen SS-Männern oder Lagerwärtern. Stattdessen beschreibt der Autor die inneren Vorgänge der beiden Frauen, vor allem von Maria. Er gibt Einblick in ihre Vorgeschichte, ihr Leben als Kind und junges Mädchen. Hier geht es nicht um die Beschreibung der Vernichtung eines ganzen Volkes, sondern um die Innenperspektive einer jungen Frau, die ihr Leben und das ihres Kindes retten will. Vielleicht ist es die spärliche Beschreibung von Gewalt und Terror und die Möglichkeit, Maria in ihre persönliche innere Welt zu folgen, die den Leser tief berühren und betroffen machen können.

“Psalm 44” ist ein schönes, trauriges, berührendes Buch, aber nicht ohne Hoffnung. Es fördert die persönliche Betroffenheit von Mensch zu Mensch.

Unbedingt lesenswert!!

Prof. Münzer-Jordan

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