Maria Lazar "Leben verboten"

Die jüdische Autorin Maria Lazar ist 1895 in Wien geboren. Sie hat Österreich 1933 verlassen und ist vor den Nationalsozialisten nach Dänemark und später weiter nach Schweden geflohen. 1948 hat sie auf Grund einer schweren Krankheit Selbstmord begangen.

Ihr Werk „Leben verboten“ erscheint in vollständiger Ausgabe zum ersten Mal in Deutsch.

Der Roman spielt hauptsächlich in Berlin und in Wien. Ernst von Ufermann, Bankier, verheiratet, kinderlos, hat die Absicht nach Frankfurt zu fliegen, um dort finanzielle Unterstützung für sein angeschlagenes Unternehmen zu holen. Auf dem Flugplatz werden ihm die Flugkarte und seine Ausweise gestohlen. Er kann nicht nach Frankfurt fliegen. Ufermann verständigt seine Frau nicht gleich, er geht spazieren und kurze Zeit später erfährt er, dass das Flugzeug abgestürzt und alle Passagiere verbrannt sind, niemand ist identifizierbar.

Ufermann überlegt, ob das nicht eine Gelegenheit wäre, aus seinem im Grunde ungeliebten Leben auszusteigen. Denn in Wahrheit ist er mit allem überfordert und unglücklich, lediglich sein Wohlstand und sein luxuriöses Leben halten ihn aufrecht. Außerdem könnte seine Frau mit den Mitteln aus seiner Lebensversicherung den Betrieb sanieren und sie wäre finanziell abgesichert.

Zufällig trifft er auf eine Gruppe von gewaltbereiten nationalsozialistischen Jugendlichen, die aber als Studenten getarnt sind. Ufermann ist gutgläubig und übernimmt von ihnen den Auftrag, ein Paket nach Wien zu schmuggeln. Sie besorgen ihm einen gültigen Pass und eine Wohnmöglichkeit in Wien.

Auf seiner Reise und in Wien begegnet Ufermann vielen verschiedenen Menschen, vom Sektionschef, der verarmten Baronin, dem arbeitslosen Hausdiener, einem ungestümen Teenager bis zum gutgläubigen Professor, es ist ein regelrechtes Panoptikum. Ufermann hofft, im Schutz seiner neuen Identität Ruhe zu finden, sein Leben zu überdenken, sein Selbstwertgefühl zu stärken und den Sinn seines Lebens zu erkennen.

Schließlich flieht er vor seinen jugendlichen Helfern und kehrt nach Berlin zurück. Er möchte jetzt sein altes Leben wieder aufnehmen und hofft, dass seine Frau auf ihn gewartet hat und alles gut werden kann.

Der weitere Verlauf und das Ende sollen nicht verraten werden.

Maria Lazar bezieht sich in ihrem Text immer wieder auf konkrete politische Ereignisse. Im Nachwort wird der Zusammenhang zwischen dem Text und der historischen Begebenheit erläutert.

Ein aufregendes, spannendes Buch, toll erzählt.

Unbedingt lesenswert!

Prof. Münzer-Jordan

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