Sharon Dodua Otoo “Adas Raum“

„Adas Raum“ ist der Debütroman der Autorin, die für eine Kurzgeschichte 2016 den Bachmannpreis gewonnen hat.

Der Roman reist durch einige Jahrhunderte und es gibt mehrere Adas als Hauptfiguren. Die einzelnen Geschichten gehen immer um eine Ada, sie werden vorwiegend aus der Sicht verschiedener Gegenstände erzählt. Es gibt auch andere Personen, so hat Ada immer eine Freundin und auch aus ihrer Familie wiederholen sich manche Frauengestalten unter verschiedenen Namen.

Das Buch beginnt mit der Erzählung eines Reisigbesens aus dem Jahr 1459 in Totope, einem kleinen Dorf im heutigen Ghana. Dieser Besen wird zum Kehren, aber auch zum Verprügeln von Menschen benützt, auch für Ada, die sich nur schwer in die Dorfgemeinschaft einfügen kann. Als ein Schiff ankommt, werden neben Ada viele als Sklaven verschleppt und ermordet.

Ein Türklopfer an der Tür von Ada Lovelace erzählt die zweite Geschichte.

Ein Raum, nämlich das Zimmer 37, ist der nächste Berichterstatter. Er befindet sich im KZ-Bordell von Mittelbau Dora, Buchenwald. Hierher wurde Ada verschleppt, sie leidet unter unmenschlichen Bedingungen und wird schließlich ermordet.

Der nächste erzählende Gegenstand ist ein Reisepass, Berlin ist der Ort der Handlung, die Zeit ist die Gegenwart. Ada ist hochschwanger, hat sich aber vom Vater ihres Kindes getrennt und führt ein unsicheres, verzweifeltes Leben.

Auch Gott kommt zur Sprache, mal als Frau, mal als Mann, er beantwortet keine Fragen, schwebt nur über den Dingen. Auf die Frage, ob Ada an Gott glaubt, meint sie, dass es viel interessanter ist, ob Gott wirklich an uns Menschen glaubt.

Ein Gegenstand begegnet allen vier Adas, es ist ein Armband, das von den Müttern an ihre Töchter weitergegeben wird. Zuletzt taucht es in einem Katalog zu einer Ausstellung afrikanischer Kunst auf.

„Adas Raum“ ist ein interessantes Experiment mit unterschiedlichen Erzählstimmen, die manchmal verwirrend sind. Die Erzählungen der einzelnen Lebensläufe von Ada sind durchwegs erschütternde Frauenschicksale.

Lesenswert!

Prof. Münzer-Jordan

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