Rafik Schami "Die geheime Mission des Kardinals"

Dieser Roman des vielfach ausgezeichneten Autors Rafik Schami, der in Damaskus geboren ist und seit beinahe 50 Jahren in Deutschland lebt, ist ein Kriminal- und kritischer Zeitroman.

Kommissar Barudi, ein ausgezeichneter und geachteter Kriminalpolizist in der syrischen Hauptstadt Damaskus, ist beinahe am Ende seiner Karriere angekommen und sieht seiner Pensionierung ungeduldig entgegen. Er lebt schon lange alleine, seine geliebte Frau ist vor mehreren Jahren gestorben. Er leidet unter Einsamkeit und dem Gefühl, die Gerechtigkeit nicht wirklich durchsetzen zu können, da in Syrien die Verwandtschaft mit dem Präsidenten mehr zählt als das Gesetz. Die Korruption scheint unbesiegbar.

So ist Barudi nicht sonderlich begeistert, als er mit einem komplizierten Fall betraut wird. Ein italienischer Kardinal, ein hoher Würdenträger des Vatikans, ist bei einem Besuch ermordet worden. Seine Leiche wurde in einem Ölfass an die italienische Botschaft überstellt.

Der Kommissar kommt bei seinen Ermittlungen nicht weiter, er und sein eingeschworenes Team sehen sich einer Mauer des Schweigens gegenüber und klar ist nur, dass nichts so ist, wie es scheint.

Als der römische Kommissar Mancini eintrifft, um das Verbrechen an seinem Landsmann aufzuklären, kommt Schwung in die Ermittlungen. Die beiden Kommissare verstehen sich ausgezeichnet, sie leben für ihre Arbeit und setzen alles an die Aufklärung des Falles. Barudi gewinnt durch den optimistischen Kollegen wieder Lebensmut.

Die Spur führt sie ins Gebiet von Aleppo, in dem der Kardinal einen Bergheiligen besucht hat. Dort geraten sie in die Hände von bewaffneten Islamisten und Barudi kommt nicht nur der Lösung des Falls immer näher, er findet auch einen verloren geglaubten, lieben Menschen wieder.

Nachdem es den beiden Kommissaren gelungen ist, den Fall zu lösen, müssen sie erkennen, dass wieder einmal die Wahrheit von den Machthabern Syriens nicht gewünscht wird. Die Schuldigen werden auf allerhöchsten Befehl nicht angeklagt.

Die Ermittlungen der beiden Kommissare sind spannend und voller überraschender Wendungen. Unterbrochen werden sie von den Tagebuchaufzeichnungen Barudis, in denen er als scharfer Beobachter Missstände kritisiert, aber auch kleinste Details des syrischen Alltagslebens schildert. So wird Damaskus und das komplizierte Zusammenleben verschiedenster Religionen und Kulturen unter einem korrupten Regime für den Leser erlebbar.

Dieser Roman ist mehr als ein Krimi, nämlich ein authentisches, kritisches Bild einer Diktatur, die ihre Macht missbraucht!

Lesenswert!

Prof. Münzer-Jordan

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