Nava Ebrahimi "Das Paradies meines Nachbarn"

Die Autorin ist 1978 in Teheran geboren und als Kind mit ihren Eltern nach Österreich geflüchtet. Sie lebt seit 2012 in Graz und arbeitet als Redakteurin und Journalistin. Für ihren Erstlingsroman „Sechzehn Wörter“ hat sie den Debütpreis des Österreichischen Buchpreises erhalten. 2021 wurde ihr der Ingeborg Bachmann Preis zuerkannt.

Die wichtigsten Protagonisten des Romans „Das Paradies meines Nachbarn“ sind drei Männer. Die Handlung beginnt in München, in einem Studio für Produktdesign, dessen Mitarbeiter bestrebt sind, jede Modewelle, jede Stimmung in Form umzusetzen.

Eines Tages übernimmt ein neuer Chef, Ali-Najjar, die Firma. Er ist eine bekannte Größe, Stardesigner, Mitte 40. Er ist arrogant, herrisch, abwertend und distanzlos, aber auch gescheit, klug und notfalls einfühlsam, sodass es zu keinem Protest seiner Mitarbeiter kommt. Ali-Najjar erzählt gerne von seinem Schicksal als Kindersoldat im Krieg zwischen Iran und Irak, von seiner Flucht nach Deutschland und davon, dass er ganz auf sich allein gestellt war. Seine Mutter musste im Iran bleiben, sein Vater war im Krieg gefallen. Die Lebensphilosophie, die ihn seit diesen schrecklichen Erlebnissen leitet, heißt: „Nie wieder Opfer. Und wenn ich kein Opfer sein will, muss ich Täter sein.“

Sina ist ein Mitarbeiter von Ali-Najjar. Er ist als Kind eines persischen Vaters in Deutschland geboren und ist eines der ersten Opfer von Ali-Najjar; er beschließt ein Sabbatical zu nehmen.

Kurze Zeit später lädt Ali-Najjar seinen Mitarbeiter Sina ein, ihn nach Dubai zu begleiten. Er soll dort den persischen Stiefbruder Ali-Najjars, Ali-Reza, treffen, der ihm nach dem Tod seiner Mutter einen Brief übergeben will.

Erzählt wird nun die Geschichte von Ali-Reza, der von Ali-Najjars Mutter aufgenommen und wie ein eigener Sohn betreut und versorgt wurde. Er ist als Kindersoldat in einem Minenfeld schwer verletzt worden und als Invalide an den Rollstuhl gefesselt. Bei dem geplanten Treffen von Ali-Najjar mit Ali-Reza kommt Sina eine Schlüsselrolle zu. Der übergebene Brief bringt schreckliche Geheimnisse an den Tag.

Der weitere Verlauf soll nicht verraten werden.

„Das Paradies meines Nachbarn“ ist ein spannendes, berührendes Buch. Es regt zum Nachdenken über die Entstehung und Auswirkungen von Lebensgrundsätzen und der Bedeutung von Schuld an.

Sehr lesenswert!!

Prof. Münzer-Jordan

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